Der Autokauf steht Kopf

Die Beziehung zwischen Käufern und Verkäufern ist angespannt, am Ende gewinnt jedoch nicht der Stärkere.

Autor: Henning Heise | Foto Credits: Pexels / Anna Shvets

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren die Zeit, ich war noch ein kleiner Junge, als das Wort Rabatt im Autohandel hinter vor gehaltener Hand ausgesprochen wurde und es bei Mercedes nur mit wirklich triftigem Grund maximal 3 Prozent gewährt wurden.

In den vergangenen Jahren hat das Rabattniveau Höhen erreicht, die keine Grenze mehr zu kennen schien. Im Flottenbereich musste schon Großteils eine Drei vorne stehen um eine Gesprächsbasis mit den Abnehmern zu finden und dann vielleicht noch ein paar Natural-Rabatte on top. Autos wurden einem quasi hinterhergeworfen und der Kunde war mehr als ein König, was von einigen auch leidlich ausgenutzt wurde.

Heute, in Zeiten der Krisen, hat sich das Blatt um 180° gewendet. Der Kunde wird zum Bittsteller, Lieferzeiten sind in weite Ferne gerückt und das Wort Rabatt ist nur noch sehr selten zu hören. Stattdessen hört man immer öfters „Bestellen sie schnell, auch wenn es keine Autos gibt und die Lieferzeiten irgendwann sein werden“. Denn die nächste Preiserhöhung steht schon vor der Tür, die xte dieses Jahr.

Kunden die sich in der Vergangenheit besonders unverschämt oder arrogant aufgeführt haben, haben heute das ganz große Nachsehen. Die Autoindustrie ist auf ein neues Phänomen gestoßen, nämlich weniger Autos zu produzieren, aber dafür mehr Geld zu verdienen mit der knappen Ware. Nach dem Motto „Nimm wenn Dir gegeben wird und schrei wenn Dir genommen wird“.

Aber Vorsicht! So wie der garstige, arrogante Kunde aus der Vergangenheit heute für sein Verhalten büßen muss, werden sich die Zeiten auch wieder ändern, Pandemien und Krisen werden (hoffentlich!) vergehen und die „Normalität“ kehrt wieder ein. Die Gier der Börsianer wird wieder nach „immer Mehr“ schreien und es wird wieder Überkapazitäten geben.

Der Rabatt wird ein Revival feiern und die Zustände werden wie vor Corona und dem Lieferchaos. sein. Da könnte es durchaus sein, dass sich der eine oder andere Kunde an unverschämte und arrogante Autohersteller oder -händler erinnert und nicht mehr gesprächsbereit ist. Der Flottenkunde hat eine Eigenschaft die Fluch und Segen ist. Er wechselt nicht gerne den Anbieter und ist somit ein treuer Kunde. Allerdings: Ist er einmal verärgert und wendet sich ab, dann ist er so gut wie gar nicht mehr oder nur mit unglaublichem Auswand zurückzugewinnen. Ala longue gewinnt also nicht der Stärkere, sondern das faire Miteinander – allgemein auch als Partnerschaft auf Augenhöhe bekannt.

Wie nah sind uns manche, die tot sind, und wie tot sind uns manche, die leben.